Wurst und rotes Fleisch = Darmkrebs?
Wurst und rotes Fleisch = Darmkrebs?
Immer wieder berichten Medien, dass der Verzehr von rotem Fleisch und Wurstwaren das Darmkrebsrisiko drastisch steigern würde. Dabei wird vor Rinder- und Schweinefleisch genauso gewarnt wie vor sogenanntem "verarbeitetem Fleisch" in Wurst, Schinken, Geräuchertem und Gepökeltem. Manche behaupten sogar, dass der Konsum dieser Lebensmittel genauso krebserregend sei wie beispielsweise das Rauchen von Zigaretten.
Bisher gesicherte Erkenntnisse zeigen jedoch:
1. Es liegen Daten aus über 30 Studien aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Asien, Europa und den USA vor, mit dem Ergebnis, dass nicht in allen Studien ein erhöhtes Darmkrebsrisiko nachgewiesen werden konnte.
2. Die beschriebenen Zusammenhänge zwischen Fleisch und Darmkrebs waren statistisch nicht klar abgesichert. Das bedeutet, es kann nicht eindeutig gesagt werden, ob die Ergebnisse nicht durch andere Faktoren (geringer Gemüse- und Obstkonsum, wenig Sport, erhöhtes Gewicht etc.) beeinflusst wurden.
3. Es konnte bis heute kein eindeutiger Wirkmechanismus zur Krebsentstehung durch Fleischkonsum festgemacht werden. Es existieren lediglich Hypothesen über krebsfördernde Stoffe, wie Zusatzmittel oder heterozyklische Amine, die durch Erhitzen im Fleisch entstehen.
4. Auch große nationale und internationale Organisationen wie WCRF und die DGE empfehlen den Verzehr von Fleisch im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung.
5. Selbst Vegetarier haben nicht automatisch ein niedrigeres Risiko an Darmkrebs zu erkranken. In Großbritannien beispielsweise, wo weniger Fleisch verzehrt wird als in den Mittelmeerländern, ist das Risiko sogar deutlich höher.
Bezogen auf das Zigaretten-Beispiel kann man sagen, dass "Fleischesser" ein statistisch relativ geringes Risiko von <20% für Darmkrebs aufweisen, Raucher hingegen ein drastisch erhöhtes Risiko von bis zu 2.500% für Lungenkrebs. Es ist also keineswegs eindeutig belegt, dass Fleisch das Krebsrisko erhöht. Vielmehr sollte der gesamte Lebensstil betrachtet und auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit unterschiedlichem Fleisch, viel Gemüse, Kräutern und gesunden Fetten geachtet werden.
aus: Sonderausgabe Wissenschaftsredaktion Systemed Verlag vom 30.10.15