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Doris Brecht, Ernährungsberaterin

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Nachsorge in der Adipositas-Chirurgie

Nachsorge in der Adipositas-Chirurgie

Die Anzahl an Menschen, die sich einem bariatrischen Eingriff unterziehen, steigt von Jahr zu Jahr. Besonders in Deutschland gibt es einige Zentren die regelrecht „am Limit“ arbeiten. Doch nicht etwa die Zahl der Operationen macht ihnen zu schaffen, sondern die Versorgung der Patienten danach. Im Prinzip könnten viele Hausärzte die Nachsorge von Adipositas-Patienten übernehmen, doch diese erhalten für solche Leistungen keine angemessene Vergütung. Daher sträuben sich viele Ärzte gegen die Übernahme der Nachsorge-Pflicht und überlassen dies lieber den Chirurgie-Zentren. Das System droht zu kollabieren. In den letzten 10 Jahren mussten so viele Patienten nachversorgt werden, dass die Ärzte überlastet waren und die Wartezeiten für Operationen immer weiter nach hinten verschoben werden mussten. Beispielsweise wurden 2006 noch 60.000 Patienten operiert und 2016 waren es bereits 100.000 Operierte. Die Zahlen steigen rasant weiter. Und jeder Einzelne braucht mindesten einmal pro Jahr eine Nachsorge, was in etwa 400 postbariatrische Patienten pro Tag bedeutet. Doch nur durch regelmäßige und anhaltende Betreuung nach solch einem Eingriff kann ein dauerhafter Erfolg bei der Gewichtsreduktion gesichert werden. Laut der S3-Leitninie für bariatrische Eingriffe sollen vor allem während des ersten Jahres nach der Operation häufigere Termine bestehend aus Ernährungsberatung, psychologischer Begleitung und Bewegungsmotivation stattfinden. Somit sollen postoperative Komplikationen wie Fehl- und Mangelernährung oder auch eine zu geringe Gewichtsabnahme verhindert werden. Ebenso wichtig ist eine Anpassung der Therapie von Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Medikamente müssen angepasst, bzw. die Dosierung neu eingestellt werden, da nach der Magenverkleinerung viele Medikamente anders im Körper aufgenommen werden. Häufig müssen außerdem bestimmte Vitamine und Mineralstoffe zugeführt werden, da diese nicht mehr in ausreichender Menge aufgenommen werden können, wie das Vitamin B12, Vitamin D oder Eisen. Der Hausarzt kann in einigen Fällen Supplemente verschreiben, doch oft müssen die Kosten für die Präparate von den Patienten selbst getragen werden. Dazu kommen die regelmäßigen Blutkontrollen zur Überprüfung des Vitamin- und Mineralstoffstatus im Körper. Einige Adipositas-Zentren versuchen durch die Einbindung sogenannter Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) mit angestellten Ärzten einen Teil der Nachsorge auszulagern, doch dies ist keine Dauerlösung. Vorbild könnte beispielsweise die Schweiz sein, wo die Bedeutung der Nachsorge von den Kostenträgern allgemein akzeptiert ist und die ambulanten Leistungen der Nachsorge von den Hausärzten einzeln abgerechnet werden können.

Aus: Medizinreport / Deutsches Ärzteblatt, Jg. 115, Heft 45, November 2018

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